Die UDE bekommt mit ACTIVE SITES ein neues Forschungsgebäude, in dem Großes passieren wird: Kleinste molekulare Prozesse aktiver Zentren werden mit neuen Methodenkombinationen in einer natürlichen Umgebung untersucht. Das ist internationale Spitzenforschung. Von Thomas Wittek

ACTIVE SITES – der Name des Gebäudes ist Programm: Hier werden sogenannte aktive Zentren erforscht. Diese spielen in chemischen und biologischen Prozessen eine wichtige Rolle, etwa bei der Energieumwandlung, der Wasserreinigung oder der Wirkstoffentwicklung.

Sowohl der Wissenschaftsrat als auch die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) gaben kürzlich grünes Licht für die Finanzierung des Baus, der am Campus Essen entstehen und eine Gesamtnutzfläche von 4.800 m2 haben wird. Die Kosten von 70 Millionen Euro teilen sich der Bund, das Land Nordrhein-Westfalen und die Universität. Für die Grundlagenforschung an der UDE ist ACTIVE SITES ein Meilenstein.

„Das Konzept für das neue Forschungsgebäude hatte bereits der Wissenschaftsrat als ‚herausragend‘ eingestuft“, sagt Rektorin
Prof. Barbara Albert. „Die endgültige Entscheidung für die Förderung durch die GWK ist ein großartiger Erfolg und die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Ziel des Vorhabens ist es, neue großgerätbasierte Methoden zu entwickeln, die das Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen nutzen, um aktive Zentren zu erforschen. Als aktive Zentren werden Bindungs- und Reaktionsorte für Moleküle verstanden. Die Herausforderung dabei ist, den Ablauf von Reaktionen live und in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten: „Bisher werden aktive Zentren zumeist entweder in künstlicher Umgebung oder nur indirekt analysiert, indem man sie vor und nach der Reaktion vergleicht“, erklärt die Technische Chemikerin und stellvertretende Sprecherin von ACTIVE SITES, Prof. Dr. Corina Andronescu.

„Wir wollen die Reaktion in einer natürlichen wässrigen Umgebung sichtbar machen. Dafür werden wir einen Methodensatz entwickeln, der gezielt die Expertise aus den verschiedenen Bereichen der Chemie, Biologie, Physik und Ingenieurwissenschaften zusammenführt und kombiniert. Dieser Ansatz, sowohl disziplinübergreifend als auch stoffübergreifend vorzugehen, ist bisher einzigartig.“

Die gewonnenen Erkenntnisse können genutzt werden, um Reaktionen zu beeinflussen und in gewünschte Richtungen zu steuern. So könnte die Grundlagenforschung helfen, Antworten auf aktuell drängende Fragen zu finden, etwa wie sich einzelne Zellen im Ökosystem oder gar globale biogeochemische Kreisläufe entschlüsseln lassen. Auch viele industrierelevante Prozesse dürften von dem neuen Methodensatz profitieren: Bei der vergleichsweise milden Katalyse im Wasser könnten Prozesse wie die CO2-Reduktion oder die Wasserstoffgewinnung verbessert werden.

Der Neubau wird den interdisziplinären Ansatz widerspiegeln.

Die Pläne sehen viele offene Arbeitsflächen und gemeinsame Labore vor. Diese sollen zum Austausch anregen und lassen sich flexibel an die Erfordernisse unterschiedlicher Forschungsgruppen anpassen. Das Gebäude wird auf dem Gelände „Am Thurmfeld“ entstehen, dort, wo auch der FutureWaterCampus sein Zuhause finden soll. Der Baubeginn ist für 2023 geplant, die ersten Forschenden sollen 2026 einziehen.