Mit KI-Systemen kommunizieren.

Von Katrin Koster

Hausaufgabenhilfe, Gesundheits-App oder Alltagsplaner – mit Alexa, Siri und ChatGPT erobern neue Technologien unseren Alltag. Wie verändert Künstliche Intelligenz (KI) unsere Kommunikation? Und wie wirkt sie auf unsere Beziehungen? Das untersuchte der Forschungsverbund IMPACT, den Prof. Dr. Nicole Krämer leitete.

Über vier Jahre hinterfragten Fachleute aus Informatik, Psychologie, Ethik und Recht, was Anwender:innen über die moderne Technik wissen, wie sie diese selbstbestimmt nutzen können und ob Gesetze geändert werden müssen. Und das ganzheitlich mithilfe von drei Gruppen: Kinder, Erwachsene und Senior:innen nahmen an den Studien teil. Damit wurde das Interagieren mit KI über die gesamte Lebensspanne hinweg betrachtet.

„Wir verstehen nun besser, wie wir auf sprechende, künstlich intelligente Maschinen reagieren“, sagt Sozialpsychologin Krämer. Begleitend gab es ein Citzen-Science-Projekt: „Uns war wichtig, dass dieses gesellschaftlich bedeutsame Thema auch von einer aktiven Bürgerschaft erforscht wird.“ Zwei Workshops öffneten weitere Blickwinkel.

Aus Sicht der Wissenschaft werden die Anbieter die Mensch-Maschine-Beziehungen künftig immer weiter vermenschlichen. Hierauf müssen die Nutzenden kompetent und informiert reagieren. Einige Erkenntnisse und Handlungsvorschläge, orientiert an den drei Forschungsschwerpunkten:

Fehlende Transparenz

Oft sei nicht bewusst, welch umfanreiche Daten erfasst werden. „Wir geben unser Okay im guten Glauben“, so Krämer. „Doch viele verstehen die Technik nicht ausreichend.“ Eine Lösung: grundsätzlich weniger Daten in der Interaktion preiszugeben und gesetzliche Regelungen zu finden, die den Unternehmen weniger Speicherung erlauben. Und zu erklären, was in der Maschine vorgeht. Wer lässt schon sein Kind mit einem Roboter spielen, ohne zu wissen, wozu er fähig ist? Nicht alle lesen die Bedienungsanleitung, die Wissenschaftler:innen stellten aber fest, „dass Erklärungen auch komplex sein dürfen, wenn so nachvollziehbar wird, wie die digitalen Helfer funktionieren. Überraschenderweise war bei der kompliziertesten Erklärung das Verständnis am höchsten.“

Neue Beziehungen

Wenn nicht mehr die Oma vorliest: Manchmal wird der Sprachassistent wie ein Familienmitglied gesehen. Dinge, die sonst Angehörige übernehmen, werden dankbar auch von der Maschine angenommen. Kinder nutzen die Geräte, noch bevor sie schreiben und lesen können. „Sie vermenschlichen den Assistenten, erzählen leichtfertig Geheimnisse oder denken, Alexa habe ihr Wissen aus der Alexa-Schule.“ Auch aus ethischer Perspektive sei dies problematisch: „Alle sollten sich klarmachen, dass sie mit einer Maschine sprechen.“ Eltern hätten hier eine große Verantwortung.

Veränderte Kommunikation

„Bitte“ und „Danke“ als höfliche Anker: Wer regelmäßig mit einer Maschine redet, ändert sein Kommunikationsverhalten. So passen viele ihre Sprechweise an die Assistenten an. Hier helfe es, wenn die Systeme erst nach einem „Bitte“ oder mit ganzen Sätzen funktionieren.

Bei der IMPACT-Abschlussveranstaltung in diesem Frühjahr ging es auch um rechtliche und ethische Belange und die Folgen neuer Entwicklungen wie ChatGPT. Deutlich zeichnete sich ab, dass weitere Forschung notwendig ist. Und: Je komplexer die Technik ist, umso komplexer müssen auch Recht und Regeln sein.

IMPACT

Das ist die Kurzform von Implications of conversing with intelligent machines in everyday life for people’s beliefs about algorithms, their communication behavior and their relationship building. Die VolkswagenStiftung förderte den Verbund mit 1,5 Mio. Euro. Rund eine halbe Million davon gingen an die UDE. Beteiligt waren auch die Universitäten Bielefeld und Kassel sowie die Evangelische Hochschule Nürnberg.

impact-projekt.de

Titelbild: In vielen Familien wird zu sorglos mit Sprachassistenten umgegangen. | © Sebastian Buchs