Weltweit braucht die Wasserwirtschaft Fachleute. Die UDE bildet sie aus. Ein Beispiel. Von Katrin Koster

Wasser – ein faszinierendes Element. Leider gibt es immer weniger davon. Zumindest sauberes, das trinkbar ist. Experten wie Hasan Idrees und Hussein Abuelgasim sind daher sehr gefragt. Denn sie haben im Masterstudiengang Management and Technology of Water and Waste Water, kurz MTW3, wertvolles Fachwissen erworben. Damit lässt sich die Wasserversorgung der Zukunft sichern.

2015 begannen sie ihr Masterstudium an der UDE, unterstützt durch ein Stipendium. Inzwischen promovieren die beiden 30-Jährigen begeistert am Lehrstuhl für Mechanische Verfahrenstechnik/ Wassertechnik. Ausreichend Grundwasser fehlt in vielen Ländern, salziges Oberflächenwasser ist oft vorhanden. Wie sich dieses zu Trinkwasser machen lässt, erforscht Abuelgasim für seine Dissertation. Beim Entsalzen helfen bisher Nanofilter. „Um sie zu reinigen, werden oft Chemikalien eingesetzt, die der Umwelt schaden. Ich möchte die Filter besser machen“, erklärt Abuelgasim. Seine Idee: die Betriebsbedingungen optimieren und eine hydraulische Spülung nutzen.

Idrees hingegen beschäftigt sich mit Ultrafiltern, die dabei helfen, ölhaltiges Wasser aufzubereiten. „Wird ein Fass Öl produziert, entstehen zugleich neun Fässer schmutziges, ölhaltiges Wasser“, weiß Idrees. „Ich möchte die Membranen für die Reinigung dieses Wassers optimieren, so dass sie langlebiger und effektiver sind, was zugleich die Umwelt entlastet.“

Dass sie diese Wege einschlagen, haben beide vor sieben Jahren kaum geahnt. Was sie an dem internationalen 

Studiengang in Duisburg zunächst reizte, war die Vielfalt: Junge Menschen von allen Kontinenten lernen hier Grundlegendes über Ingenieurwesen, Wassermanagement und -behandlung, kombiniert mit einem betriebswirtschaftlichen Blick. Hussein Abuelgasim kam mit einem Bachelor in Chemie aus dem Sudan ins Ruhrgebiet, Hasan Idrees hatte im syrischen Homs Bauingenieurwesen und Umwelttechnik studiert.

»Um Nanofilter zu reinigen, werden oft Chemikalien eingesetzt, die der Umwelt schaden. Ich möchte die Filter besser machen.«

„Uns war klar, dass es kein leichtes Studium ist. Doch alle Disziplinen an der UDE arbeiten eng zusammen und im ersten Semester laufen vier von fünf Fächern auf Englisch – dadurch kommt man wirklich gut in die Fachwelt hinein“, macht Idrees Mut. Mit jedem Semester wachsen die Deutschkenntnisse, immer mehr Kurse sind dann auf Deutsch. Dass man bereits nach einem Jahr Sprachkurs herausragende Studienleistungen abliefern kann, hat er selbst bewiesen – und dafür 2016 einen Absolventenpreis erhalten.

Ausgezeichnet sei auch das Engagement der Lehrenden bei MTW3, ergänzt Abuelgasim: „Vor allem unsere Dozenten, Institutsleiter Professor Stefan Panglisch und Dr. Ralph Hobby, kümmern sich. Wir können mit jeder Frage zu ihnen kommen, sogar wenn wir Abläufe in den deutschen Behörden nicht verstehen.“

Sieben Studiengänge

Deutschlandweit einzigartig ist das interdisziplinäre Angebot an der UDE: Es gibt insgesamt sieben Studiengänge mit Wasserbezug. Sie decken alle wasserrelevanten Bereiche ab und gehören zu den Fakultäten für Ingenieurwissenschaften bzw. Chemie und Biologie. Zwei An-Institute, das IWW Zentrum Wasser und das Institut für Energie- und Umwelttechnik (IUTA), bieten weitere praxisnahe Erfahrungen. Seit 2003 bündelt das Zentrum für Wasser- und Umweltforschung (ZWU) die Kompetenzen – fakultätsübergreifend an der UDE und universitätsübergreifend in der Metropolregion Ruhr.

Hochschulgruppe stärkt

Auch untereinander helfen sich die Studierenden: „Wir haben die AquaSmarTech-Gruppe gegründet – als zusätzliches Bindeglied zwischen Lehrkräften, Studis und Berufswelt“, erklärt Idrees. Tipps für Erstis, Besuche von Konferenzen, Exkursionen und gemeinsames Grillen gehören ebenso dazu wie Inspirationen für Praktika und Masterarbeiten oder der Kontakt zu anderen Hochschulgruppen. AquaSmarTech hat sogar eine eigene App; die liefert beispielsweise News aus dem Wasser- und Abwassersektor.

Jedes Semester beginnen rund 20 Menschen, davon etwa 35 Prozent Frauen, mit MTW3, der zum ISE-Programm (International Studies in Engineering) der Universität gehört. Bis sie buchstäblich mit allen Wassern gewaschen sind, schreiben sie Klausuren, Hausarbeiten, experimentieren im Labor und halten Präsentationen. Alle stellen die Wasserwirtschaft ihres Heimatlandes vor, lernen so gleichzeitig das Vortragen auf Deutsch und Englisch – und geben den anderen Einblicke in globale Strukturen. „Ein Teil davon taucht später als Fragen in den Prüfungen wieder auf “, illustriert Abuelgasim, wie vernetzt die Inhalte sind. Deutsche Studierende müssen übrigens drei bis sechs Monate im Ausland verbringen, damit auch sie internationale Erfahrung sammeln.

Zukunftsperspektiven hoch drei

Wer das Masterstudium abschließt, arbeitet danach u.a. im Anlagenbau, in der Wasserver- und Abwasserentsorgung, in Planungs- und Ingenieurbüros. Auch Wasserverbände, Regierungsorganisationen, Ministerien und Behörden, NGOs und Forschungsinstitute wissen die Expertise der internationalen Studierenden zu schätzen.

„Bewerbungen müssen wir trotzdem schreiben. Und mitunter etliche, weil manche Personalabteilungen unseren Abschluss noch gar nicht einordnen können“, erzählt Abuelgasim.

Wie geht es nach der Promotion weiter? „Mich zieht es in ein Ingenieurbüro“, verrät Idrees. „Ich möchte mir dabei die Hände schmutzig machen und kann mir vorstellen, direkt in Entwicklungsländern zu arbeiten.“ Abuelgasim begeistert sich für Forschung und Lehre: „Mein Wissen zu Entsalzungsprozessen würde ich gern vertiefen – und es an andere weitergeben.“ Denn das Wassermanagement der Zukunft kann nur gemeinsam und fachübergreifend gelingen.